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Abwanderung: Vor allem gebildete Frauen packen ihren Koffer
Deutschlands Wirtschaft boomt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In Berlin ist davon allerdings wenig zu spüren. Während in Süddeutschland der Arbeitsmarkt leer gefegt ist, meldet die Hauptstadt noch immer eine Erwerbslosenquote von fast 14 Prozent.
Mehr als jedes dritte Kind unter 15 Jahren lebt in der Drei-Millionen-Metropole von Hartz IV - ein trauriger Rekord in Deutschland. "Berlin ist die einzige Hauptstadt der Welt, in der das Wohlstandsniveau unterhalb des Durchschnitts des Landes liegt", sagt Reiner Klingholz, Chef des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Und die Zukunft sieht nicht besser aus, wie die Studie "Die demografische Lage der Nation" des Instituts zeigt.
Ost-West-Trennung verschwindet
Doch nicht nur die Berliner müssen sich sorgen. Das Wohlstandsgefälle innerhalb Deutschlands nimmt zu. Zwar verschwindet gut zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung allmählich die Ost-West-Trennung. Stattdessen bricht das Land aber nun in einen dynamischen Süden und einen zurückfallenden Norden auseinander.
Ob Wirtschaftsdynamik, Arbeitsmarkt, Bildung oder Bevölkerungsentwicklung - auf allen Gebieten ist Deutschland zweigeteilt.
Blühende Landschaften gibt es vor allem in Bayern und Baden-Württemberg. Zwischen Bodensee und Bad Tölz treibt eine Mischung aus quicklebendigem Mittelstand und namhaften Konzernen das Wachstum.
Mit einigem Abstand zählen auch Hessen mit der Finanzmetropole Frankfurt und seit einigen Jahren zunehmend Sachsen und Thüringen zum Kraftzentrum der Republik.
Die anderen ostdeutschen Länder sowie Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und weite Teile Nordrhein-Westfalens sind für die Zukunft dagegen weniger gut gerüstet. Ausnahmen von der Regel des armen Nordens und reichen Südens sind das Saarland und Hamburg.
Beste Zukunftsaussichten in Bayern
Denn der kleinste Flächenstaat gehört mit seinen alten Kohlerevieren eher zu den Habenichtsen, während die Hansestadt die Wohlstandsskala anführt. Ansonsten aber gilt das Nord-Süd-Schema.
Von den 20 Kreisen und Städten mit den besten Zukunftsaussichten in Bezug auf die Wirtschaftsdynamik, den Arbeitsmarkt und die Bevölkerung finden sich nach der Bewertung des Berlin-Instituts 15 in Bayern, drei in Baden-Württemberg. Immerhin gibt es mit Jena und Potsdam zwei ostdeutsche Städte, denen die Forscher gute Chancen bescheinigen. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hat die aktuelle Wirtschaftskraft der größten Städte Deutschlands untersucht. Das Ergebnis: 1) München -- 74,1 Punkte
2) Erlangen -- 73,8 Punkte
3) Ingolstadt -- 68,3 Punkte
4) Ulm -- 66,3 Punkte
5) Wolfsburg -- 65,6 Punkte 6) Baden-Baden -- 65,3 Punkte
7) Stuttgart -- 64,7 Punkte
8) Landshut -- 64,2 Punkte
9) Aschaffenburg -- 63,6 Punkte
10) Kempten (Allgäu) -- 63,5 Punkte 11) Regensburg -- 63,4 Punkte
12) Rosenheim -- 62,5 Punkte
13) Darmstadt -- 62,3 Punkte
14) Düsseldorf -- 62,1 Punkte
15) Fürth -- 61,7 Punkte 16) Karlsruhe -- 61,1 Punkte
17) Münster -- 60,8 Punkte
18) Frankfurt am Main -- 60,6 Punkte
19) Heilbronn -- 60,6 Punkte
20) Mainz -- 59,6 Punkte 21) Wiesbaden -- 59,3 Punkte
22) Bamberg -- 58,6 Punkte
23) Heidelberg -- 58,2 Punkte
24) Neustadt an der Weinstraße -- 58,1 Punkte
25) Hamburg -- 57,9 Punkte 26) Straubing -- 57,6 Punkte
27) Speyer -- 57,4 Punkte
28) Schweinfurt -- 56,8 Punkte
29) Bonn -- 56,8 Punkte
30) Nürnberg -- 56,0 Punkte 31) Leverkusen -- 55,7 Punkte
32) Würzburg -- 55,5 Punkte
33) Mülheim an der Ruhr -- 55,2 Punkte
34) Koblenz -- 55,0 Punkte
35) Augsburg -- 54,6 Punkte 36) Bayreuth -- 54,4 Punkte
37) Braunschweig -- 54,4 Punkte
38) Passau -- 54,1 Punkte
39) Freiburg im Breisgau -- 54,0 Punkte
40) Amberg -- 53,6 Punkte 41) Remscheid -- 53,4 Punkte
42) Mannheim -- 53,3 Punkte
43) Köln -- 53,1 Punkte
44) Frankenthal (Pfalz) -- 53,0 Punkte
45) Pforzheim -- 52,5 Punkte 46) Jena -- 52,0 Punkte
47) Solingen -- 51,6 Punkte
48) Potsdam -- 51,6 Punkte
49) Oldenburg -- 50,9 Punkte
50) Hof -- 50,2 Punkte 51) Ludwigshafen am Rhein -- 50,2 Punkte
52) Osnabrück -- 50,1 Punkte
53) Worms -- 49,9 Punkte
54) Bielefeld -- 49,3 Punkte
55) Trier -- 48,9 Punkte 56) Offenbach am Main -- 47,4 Punkte
57) Bottrop -- 47,1 Punkte
58) Bochum -- 46,6 Punkte
59) Bremen -- 46,4 Punkte
60) Dresden -- 46,4 Punkte 61) Krefeld -- 46,1 Punkte
62) Salzgitter -- 46,0 Punkte
63) Hagen -- 45,9 Punkte
64) Emden -- 45,3 Punkte
65) Essen -- 45,3 Punkte 66) Wuppertal -- 45,0 Punkte
67) Kaiserslautern -- 44,8 Punkte
68) Delmenhorst -- 44,5 Punkte
69) Mönchengladbach -- 44,0 Punkte
70) Kiel -- 43,4 Punkte 71) Hamm -- 42,9 Punkte
72) Neumünster -- 42,6 Punkte
73) Kassel -- 42,3 Punkte
74) Erfurt -- 42,2 Punkte
75) Oberhausen -- 41,8 Punkte 76) Dortmund -- 40,7 Punkte
77) Chemnitz -- 40,5 Punkte
78) Lübeck -- 40,1 Punkte
79) Weimar -- 39,5 Punkte
80) Flensburg -- 39,2 Punkte 81) Greifswald -- 39,1 Punkte
82) Schwerin -- 39,1 Punkte
83) Duisburg -- 38,8 Punkte
84) Magdeburg -- 38,1 Punkte
85) Neubrandenburg -- 37,7 Punkte 86) Wilhelmshaven -- 37,7 Punkte
87) Rostock -- 37,6 Punkte
88) Cottbus -- 37,5 Punkte
89) Herne -- 37,0 Punkte
90) Berlin -- 36,9 Punkte 91) Bremerhaven -- 35,5 Punkte
92) Halle (Saale) -- 35,4 Punkte
93) Gera -- 35,2 Punkte
94) Dessau-Roßlau -- 35,1 Punkte
95) Frankfurt (Oder) -- 35,0 Punkte 96) Leipzig -- 34,7 Punkte
97) Gelsenkirchen -- 34,1 Punkte
98) Brandenburg an der Havel -- 33,7 Punkte
99) Wismar -- 33,2 Punkte
100) Stralsund -- 32,3 Punkte Beim Blick auf die Wachstumsrate ergibt sich ein anderes Bild. Die Studie nennt dies die "dynamische Entwicklung": 1) Stralsund -- 61,3 Punkte
2) Bayreuth -- 59,0 Punkte
3) Greifswald -- 58,6 Punkte
4) Bamberg -- 58,6 Punkte
5) Frankfurt (Oder) -- 58,5 Punkte 6) Hof -- 58,0 Punkte
7) Weimar -- 57,5 Punkte
8) Ingolstadt -- 57,3 Punkte
9) Bremerhaven -- 57,0 Punkte
10) Neubrandenburg -- 56,7 Punkte 11) Ulm -- 56,6 Punkte
12) Dessau-Roßlau -- 55,4 Punkte
13) Amberg -- 55,4 Punkte
14) Aschaffenburg -- 55,4 Punkte
15) Rostock -- 55,2 Punkte 16) Brandenburg an der Havel -- 55,1 Punkte
17) Rosenheim -- 54,7 Punkte
18) Schweinfurt -- 54,6 Punkte
19) Erfurt -- 54,5 Punkte
20) Erlangen -- 54,5 Punkte 21) Bottrop -- 54,3 Punkte
22) Cottbus -- 53,9 Punkte
23) Emden -- 53,7 Punkte
24) Kempten (Allgäu) -- 53,7 Punkte
25) Passau -- 53,5 Punkte 26) Jena -- 53,4 Punkte
27) Kassel -- 53,3 Punkte
28) Fürth -- 53,0 Punkte
29) Straubing -- 52,9 Punkte
30) Berlin -- 52,9 Punkte 31) Würzburg -- 52,9 Punkte
32) Bremen -- 52,9 Punkte
33) Kiel -- 52,1 Punkte
34) Heidelberg -- 52,1 Punkte
35) Wolfsburg -- 52,1 Punkte 36) Halle (Saale) -- 51,8 Punkte
37) Heilbronn -- 51,6 Punkte
38) Lübeck -- 51,4 Punkte
39) Nürnberg -- 51,3 Punkte
40) Baden-Baden -- 51,3 Punkte 41) Leipzig -- 51,2 Punkte
42) Trier -- 51,2 Punkte
43) Magdeburg -- 51,2 Punkte
44) Darmstadt -- 50,9 Punkte
45) Regensburg -- 50,8 Punkte 46) Münster -- 50,6 Punkte
47) Wismar -- 50,5 Punkte
48) Freiburg im Breisgau -- 50,5 Punkte
49) Mülheim an der Ruhr -- 50,0 Punkte
50) Hamburg -- 50,0 Punkte 51) Neumünster -- 49,9 Punkte
52) Braunschweig -- 49,9 Punkte
53) Chemnitz -- 49,8 Punkte
54) Speyer -- 49,8 Punkte
55) Oldenburg -- 49,8 Punkte 56) Augsburg -- 49,6 Punkte
57) Karlsruhe -- 49,4 Punkte
58) Bielefeld -- 49,2 Punkte
59) Düsseldorf -- 48,7 Punkte
60 Potsdam -- 48,6 Punkte 61) Osnabrück -- 48,6 Punkte
62) Bochum -- 47,9 Punkte
63) Delmenhorst -- 47,8 Punkte
64) Mannheim -- 47,8 Punkte
65) Koblenz -- 47,8 Punkte 66) Wilhelmshaven -- 47,8 Punkte
67) Landshut -- 47,2 Punkte
68) Neustadt an der Weinstraße -- 47,0 Punkte
69) Offenbach am Main -- 47,0 Punkte
70) München -- 47,0 Punkte 71) Schwerin -- 46,7 Punkte
72) Hagen -- 46,7 Punkte
73) Wiesbaden -- 46,7 Punkte
74) Frankfurt am Main -- 46,6 Punkte
75) Solingen -- 46,4 Punkte 76) Frankenthal (Pfalz) -- 46,4 Punkte
77) Pforzheim -- 46,4 Punkte
78) Gera -- 46,3 Punkte
79) Gelsenkirchen -- 46,1 Punkte
80) Dortmund -- 45,9 Punkte 81) Herne -- 45,7 Punkte
82) Hamm -- 45,7 Punkte
83) Dresden -- 45,4 Punkte
84) Stuttgart -- 45,3 Punkte
85) Bonn -- 45,3 Punkte 86) Kaiserslautern -- 45,3 Punkte
87) Köln -- 45,0 Punkte
88) Worms -- 45,0 Punkte
89) Mönchengladbach -- 44,4 Punkte
90) Remscheid -- 44,3 Punkte 91) Flensburg -- 44,2 Punkte
92) Krefeld -- 44,1 Punkte
93) Duisburg -- 43,5 Punkte
94) Ludwigshafen am Rhein -- 43,1 Punkte
95) Salzgitter -- 42,1 Punkte 96) Essen -- 42,1 Punkte
97) Oberhausen -- 40,3 Punkte
98) Leverkusen -- 39,7 Punkte
99) Mainz -- 39,6 Punkte
100) Wuppertal -- 38,9 Punkte
Potsdam konnte in den letzten Jahren weit vorrücken, weil es zum attraktivsten Zuwanderungsgebiet für meist gut betuchte Familien aus der nahen Hauptstadt avancierte. Und Jena gehört neben Dresden, Leipzig und Erfurt zu den wenigen ostdeutschen Städten mit aussichtsreicher Wirtschaftsentwicklung. Düster sieht es dagegen im Rest des Ostens aus. Ebenso ist es um die Zukunft in alten Ruhrpott-Städten wie Gelsenkirchen und Herne oder auch in Bremerhaven nicht gut bestellt.
Weil der Süden die besten Jobchancen bietet, zieht er Scharen junger Leute aus anderen Teilen Deutschlands an. Bevölkerungsexperte Klingholz spricht vom "demografischen Klau". Seit der Wiedervereinigung sind per saldo 1,1 Millionen Ostdeutsche in die alten Bundesländer gewandert. Doch auch Niedersachsen verlor knapp 470.000 Menschen, Berlin registriert einen Verlust von fast 100 000 Abwanderern.
Umzug wegen Arbeitsplatz
Demgegenüber verzeichnete allein Bayern ein Plus von fast 670.000 Bürgern, wie aktuelle Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) zeigen. "Es sind vor allem die 18- bis 30-Jährigen, die wegen der Ausbildung oder wegen eines Arbeitsplatzes umziehen", sagt BIB-Forscher Stephan Kühntopf.
Meist sind es die gut ausgebildeten Frauen, die ihre Koffer packen. Damit verlieren diese Abstiegsregionen nicht nur Arbeitskräfte, sondern auch potenzielle Mütter - demografisch ist das eine Katastrophe. Vielen Kommunen geht der Nachwuchs aus, die Spielplätze sind verwaist, Schulen schließen.
Kein Wunder, dass junge Ärzte frei werdende Praxen nicht übernehmen wollen. Und Landstriche wie der Ostharz oder die Prignitz verlieren somit immer mehr an Attraktivität.
Dagegen profitieren die wachstumsstarken Regionen im Süden nicht nur von der Binnenwanderung, sondern auch vom Zuzug aus dem Ausland. Das Statistische Bundesamt prognostiziert für Bayern bis 2030 eine Nettozuwanderung aus dem In- und Ausland von fast 640.000 Bürgern - erneut ein einsamer Spitzenplatz.
Forschung ist wichtig
Dies mildert den erwarteten Fachkräftemangel in dem Freistaat erheblich und festigt damit die ohnehin starke Position zusätzlich. Sachsen-Anhalt hingegen muss neben der Überalterung und Schrumpfung seiner Bevölkerung auch noch fürchten, dass mehr als 100 000 seiner Landeskinder fortziehen.
Von entscheidender Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit eines Standortes ist die Forschung. Und auch hier nimmt das Süd-Nord-Gefälle zu, wie eine Faktensammlung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zeigt. Der Autor der Studie "Deutschland uneinig Forschungsland", Bernd Keuels, spricht von einem Matthäus-Effekt:
Hoch qualifizierte Ingenieure und Forscher zieht es in den Süden
"Dem, wer da hat, dem wird gegeben werden." Intensiv werde besonders in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen geforscht. Hier habe die Wirtschaft zwischen 1997 und 2007 ihre traditionell hohen Forschungsaufwendungen noch einmal erheblich gesteigert, während etwa in Brandenburg oder Bremen ein Rückgang zu verzeichnen sei.
Insgesamt investieren Staat und Unternehmen in Baden-Württemberg, dem Dorado der Tüftler, rund 4,4 Prozent der gesamten Wirtschaftskraft des Landes in Forschung und Entwicklung. Im Saarland, Sachsen-Anhalt oder Schleswig-Holstein liegt diese Quote dagegen nur bei rund einem Prozent. Kein Wunder, dass es hoch qualifizierte Ingenieure und Forscher vor allem in den Süden zieht. Mittlerweile arbeitet jeder zweite von ihnen in Baden-Württemberg oder Bayern.
Neue Investoren anlocken
Sachsen und Thüringen gelingt es immerhin, in der wachstumsträchtigen elektronischen Spitzentechnik Anschluss an den Süden zu finden. Hier zahlt sich aus, dass es den Landesregierungen in den 90er-Jahren gelungen war, einige industrielle Kerne etwa um Jenoptik herum mit Leben zu erfüllen und neue Investoren anzulocken.
Nicht zuletzt waren es die wirtschaftsaffinen Entscheidungsträger, die aus dem Westen in die neuen Bundesländer kamen, wie Kurt Biedenkopf oder Lothar Späth, die damals die Weichen richtig stellten. Neben der Forschung ist ein gutes Bildungssystem unabdingbar für den Wohlstand von morgen. Und auch auf diesem Feld ergab der Bundesländervergleich 2010 - ebenso wie die früheren Pisa-Studien - das gleiche Bild: Der Süden hängt den Norden ab.
Einheitliche Lebensverhältnisse
Mit dem Länderfinanzausgleich versucht der Staat trotz der wirtschaftlichen Unterschiede einheitliche Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen. Schließlich ist dies in der Verfassung verankert. Fast sieben Milliarden Euro wurden allein 2010 zwischen den Gebern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und - in geringem Umfang Hamburg - an die zwölf Nehmer umverteilt.
Doch bei den Finanziers wächst der Ärger. Vor allem die Bayern, die im vergangenen Jahr fast 3,5 Milliarden Euro berappen mussten, drängen auf Änderungen. "Es kann nicht sein, dass andere Bundesländer das Geld aus dem Ausgleich erhalten und sich damit Wohltaten leisten, die wir uns nicht erlauben", sagt Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU).
Können arme Länder den Anschluss schaffen?
Diese Kritik zielt vor allem auf Berlin, das mit fast drei Milliarden Euro den mit Abstand größten Betrag aus dem Finanztopf erhält und sich - im Gegensatz zu den Südländern - drei beitragsfreie Kita-Jahre leistet und auf Studiengebühren verzichtet.
Doch gibt es überhaupt Chancen, dass die armen Länder jemals den Anschluss an die Spitzengruppen schaffen? Bayern ist bisher hierfür das einzige Beispiel.
Zuwanderung aus dem Osten
Familienunternehmer Randolf Rodenstock, der in München lange Jahre in vierter Generation einen traditionsreichen Optik-Konzern führte, hat den Aufstieg Bayerns vom rückständigen Agrarland zur starken Wirtschaftsregion miterlebt. "Ein wichtiger Faktor war nach dem Krieg die Zuwanderung aus dem Osten.
Die Vertriebenen waren großteils gut qualifiziert, viele gründeten eigene Betriebe, was einen wesentlichen Teil der heutigen Mittelstandsstruktur hervorbrachte", erinnert sich der 63-Jährige. Auch Konzerne wie Siemens siedelten sich an. Später habe sich die Landesregierung erfolgreich um die Entwicklung neuer Industriezweige wie die Luft- und Raumfahrt bemüht, sagt Rodenstock.
Bayern in Zukunft investiert
Ohnehin habe sich die bayerische Landespolitik stets sehr für wirtschaftliche Belange interessiert. Und Wirtschaft und Unternehmertum seien zudem in dem Freistaat von jeher auch von den Bürgern wertgeschätzt worden. "Dies war in den 60er- und 70er-Jahren keineswegs überall in der Republik so", sagt Rodenstock.
Bayern habe überdies immer in die Zukunft investiert, in Bildung, Forschung und Infrastruktur. Heute besitze der Freistaat 28 Hochschulen, davon zwei Exzellenzuniversitäten, zwölf Max-Planck-Institute, sieben Fraunhofer-Institute, drei Helmholtz-Institute - eine vergleichbare Forschungslandschaft gibt es ansonsten nur noch im Nachbarland Baden-Württemberg, Bayerns ewigem Rivalen.
Bevölkerung schrumpft
Bevölkerungsexperte Klingholz hält den Aufstieg des Freistaats allerdings nicht für kopierbar. "Bayern sprang auf den Zug auf, als Wachstum überall im Land garantiert war." Damals sei die deutsche Bevölkerung gewachsen, doch heute schrumpfe sie. Dies setze selbst die Wachstumszentren unter starken Druck, Arbeitskräfte und Unternehmen anzuwerben und zu halten.
Baden-Württemberg beispielsweise hat schon vor Jahren das große Potenzial von Migranten erkannt. So existiert in Stuttgart seit einem Jahrzehnt ein "Bündnis für Integration". Die Schwaben-Metropole hat deutschlandweit mit über 40 Prozent den höchsten Ausländeranteil, bei den Kindern sind die Migranten mit 56 Prozent sogar in der Mehrheit.
Migranten gezielt fördern
Doch gute Jobchancen und eine gezielte Förderung schon im Kleinkindalter sorgen dafür, dass die Migranten sich weitaus besser in die hiesige Gesellschaft eingefügt haben, als dies etwa in den sozialen Brennpunkten in Frankfurt oder Hamburg der Fall ist.
Auch wenn der Süden in vielen Punkten so viel erfolgreicher ist als der Norden der Republik - Rodenstock, der auch Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ist, mahnt: "Wir dürfen nicht selbstzufrieden werden und uns zurücklehnen.
Man kann vieles noch besser machen. Entscheidend ist, wie wir im weltweiten Wettbewerb dastehen, nicht der innerdeutsche Vergleich." Im Klartext: Die erfolgreichen Bundesländer orientieren sich an Kalifornien oder Shanghai - nicht an Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (01.05.2011)
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