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ESC-Konkurrenten: Flummi-Zwillinge und Zwerge. Lenas schrille Rivalen
Die größte Überraschung des zweiten Halbfinales: Diesmal gab es keine Überraschungen. Nicht nur, dass die Favoritenstürze ausblieben. Auch den Ton hatte die Senderegie in der Arena in Düsseldorf anders als bei der ersten Show fest im Griff. Und so spulten sich zwei bis auf die Sekunde durchgeplante Stunden Eurovision Song Contest akkurat und ohne Pannen, aber leider auch fast ohne echte Höhepunkte ab. Gut, ab und an sah man etwas schrägere Auftritte als im ersten Halbfinale. Die Zeiten von Lordi oder „Waddehaddedudeda“ scheinen aber endgültig der Vergangenheit anzugehören. Der ESC ist nach Jahrzehnten des Pubertierens offenbar erwachsen geworden. Und so war das Abstimmverhalten von Jury und Publikum so erwart - wie in großen Teilen nachvollziehbar. Von den 19 Teilnehmern wurden die Slokwakei, Bulgarien, Mazedonien, Weißrussland, Lettland, die Niederlande, Israel, Zypern und Belgien nach Hause geschickt.
Bedauern mag man das für die Belgier von Witloof Bay: War ihr A capella-Gesang mit exzellenter Beat-Box-Untermalung doch so herrlich anders als sämtliche anderen Beiträge. Leider wohl zu anders für den gesamteuropäischen Geschmack.
Auch in den Niederlanden dürfte die Trauer groß sein. Wollte man nach dem desaströsen Ausscheiden des Kindergeburtstagsliedchens „Sha-la-lie, Sha-la-la“ im Halbfinale vom vergangenen Jahr doch diesmal mit dem männlichen Pop-Trio 3Js alles richtig machen. Aber zu seicht plätscherte deren Song daher, der „leider auf der Suche nach einem Refrain versickert“, so Kommentator und Grand-Prix-Urgestein Peter Urban treffend. Sie sind auch im Finale: Estland: Getter Jaani mit „Rockefeller Street" Rumänien: Hotel FM mit „Change" Moldawien: Zdob si Zdub mit „So Lucky" Irland: Jedward mit „Lipstick" Bosnien-Herzegowina: Dino Merlin mit „Love In Rewind" Dänemark: A Friend In London mit „New Tomorrow" Österreich: Nadine Beiler mit „The Secret Is Love" Ukraine: Mika Newton mit „Angel" Slowenien: Maja Keuc mit „No One" Schweden: Eric Saade mit „Popular" Schade auch um die Zyprer, die scheinbar mit Beton in den Schuhen auf dem Bühnenboden fest verankert, wie schwankende Schiffe im Sturm an ihrer epischen Ballade litten. Folkloristisch, schwermütig, schön – und griechischer als die Griechen, aber trotz allem im Gegensatz zu denen nicht im Finale.
Mit Fug und Recht abserviert wurden dagegen die Weißrussen, deren Frontfrau Anastasiya Vinnikova zwischen viel Feuerzauber beim Grölen von„I love Belarus“ trotzig die Faust in die Höhe reckte. Solch platte Propaganda-Hymnen mag sie auf dem nächsten Parteitag ihrem Diktator Lukaschenko vorschmettern, aber damit bitte nicht den ESC verunzieren.
Nicht wirklich wundern darf sich auch Dana International aus Israel über das vorzeitige Heimreiseticket. Denn von ihrem furiosen Siegertitel „Diva“ von vor 13 Jahren war „Ding Dong“ nur noch ein müder Abklatsch. Nebenbei: Das algengrüne Fischschuppen-Kleid, das sie an einen überdimensionierten Karpfen erinnern ließ, mag zwar von Jean Paul Gaultier gewesen sein, aber selbst Top-Designer haben eben mal schlechte Tage. Dankbar sein müssen die Schweden, dass sie es neben Estland, Rumänien, Moldawien, Irland, Dänemark, Österreich, der Ukraine, Slowenien und Bosnien-Herzegowina in die Endrunde geschafft haben. Denn dass der 20-jährige Eric Saade mit weißen Turnschuhen, roter Lederjacke und fesch zerzaustem Haar aussieht wie aus dem letzten Disney High School Musical entsprungen, kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass sein dünnes Stimmchen selbst mit dieser schräpigen Plastik-Pop-Nummer schon fast überfordert ist. „I will be popular“: Gehört haben wir den Refrain jetzt wirklich oft genug, allein es fehlt der Glaube, dass aus diesem Wunschtraum auch Wirklichkeit wird.
Hauptsächlich wegen der zauberhaften Sandmalereien, die als Begleitprogramm auf der Bühne fabriziert wurden, dürfte es die Ukraine ins Finale geschafft haben. Denn weder ihr knödeliger Gesang, noch das apricotfarbene Outfit mit Federn auf den Schultern, in dem sie unglücklicherweise einem gerupften Huhn ähnelte, haben die sehr blonde Mika Newton dafür qualifiziert. Zu Recht und mit wahrscheinlich guten Chancen am Samstag dabei sind unsere nördlichen Nachbarn. Die eingängige Britpop-Nummer der vier Jungs von A friend in London aus Dänemark reicht zwar nicht ganz zur echten Stadion-Hymne, die Feuerzeuge darf man aber zum Schunkeln ruhig schon mal rausholen. Und auf die Kondition von Frontmann Tim Schou, der als einer der wenigen die grandiose Bühne in der Arena mal richtig ausnutzte und dabei auf die ins Publikum ragende Insel und wieder zurück sprintete, kann man nur neidisch sein.
Die schrägsten und schrillsten Nummern des Abends kamen aus Moldawien und Irland. Mit dem überdrehten Charme erwachsener Gartenzwerge, übergroßen schwarzen Zipfelmützen und einer Einrad fahrenden, pinken Fee sorgten Zdob si Zdub allemal für gute Laune. Mit ihrer Mischung aus Ska und Balkan-Pop haben sie aber wohl allenfalls Außenseiterchancen auf den Titel.
Noch närrischer kamen nur noch die irischen Zwillinge von Jedward daher. Mit hochtoupierten Haaren, roten Zirkusjäckchen mit Schulterpolstern, die sie sich aus dem Nachlass von Michael Jackson besorgt haben müssen, und der Sprungkraft von außer Kontrolle geratenen Flummis wirbelten sie wie eine doppelte Version des verrückten Hutmachers aus Alice im Wunderland über die Bühne. Was sie mit ihrem 80er Jahre Synthie-Pop-Titel „Lipstick“ reißen können? Na ja, die Pet Shop Boys machen ja auch schließlich noch heute erfolgreiche Musik. Warten wir also einfach gespannt den Samstag ab
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (13.05.2011)
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