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Merkel-Affäre: Berlusconi will nach Skandalen Abhören verbieten
Am Mittwoch feierte Silvio Berlusconi ein kleines Jubiläum und einen bescheidenen Triumph, doch kein Mensch schien sich daran zu freuen. Nach einer stürmischen Parlamentssitzung hatte Italiens Regierungschef zum 50. Mal in dieser Legislaturperiode die Vertrauensfrage stellen lassen. Das Verfahren ist längst ein wichtiges Instrument seines Regierens geworden. Auch jetzt wieder ging er - zum 50. Mal eben - als Sieger daraus hervor, diesmal mit 316 zu 302 Stimmen. Zur Sache hatte allerdings nicht nur das gigantische Sparpaket gestanden, mit dem die Regierung Italiens astronomischen Schuldenberg von 1,9 Billionen Euro abtragen will. Sondern auch die letzten Manöver des Premiers, am liebsten nicht zur einer Anhörung vor der Staatsanwaltschaft zu erscheinen, wo er erklären soll, warum er einem dubiosen Unternehmer 850.000 Euro zukommen ließ, plus einer Luxuswohnung in Roms mondäner Via Veneto und opulente Anwaltskosten.
Gab Berlusconi einer Erpressung nach?
Der Verdacht ist nicht abwegig, dass er hier einer Erpressung nachgab, um den Spezi zu schützen und zum Stillehalten und zum Schweigen zu bewegen, der ihm vor Jahren schöne Huren und andere Dienstleister für seine Partys aussuchte und zuführte.
Ganz beschwiegen wurde die Angelegenheit natürlich jedoch nicht. Die beiden hatten sich nämlich am Telefon ausgiebig miteinander ausgetauscht. Die Gespräche wurden abgehört, wie es in Italien oft geschieht, um die Nation vor den Machenschaften der Mafia zu schützen. Danach jedoch landeten die Telefonate jedoch leider nicht nur bei den Speichergeräten der Polizei, sondern auch auf dem nach alle Seiten offenen Medien-Markt.
Gespräch zwischen zwei Machos
Es waren Hintergrundgespräche zwischen zwei Machos, die sich allein wähnten. Denn Italien ist doch nicht die DDR, wo die Stasi ihre Ohren in jedem Zimmer hatte, sondern eben das sonnige Italien, die große Kulturnation, mögen sich die beiden gedacht haben. Das mag zwar stimmen; trotzdem sind 87 Prozent der Italiener überzeugt, dass sie von den Freunden und Helfern der Ordnungskräfte belauscht und abgesaugt werden.
Überraschend ist deshalb weniger, dass die Landeskinder auf diese Weise erfahren haben, dass der virile Landesvater ihre Heimat als ein „paese di merda“ (Scheißland) empfindet, und dass er überhaupt so filterlos spricht wie viele Menschen hinter verschlossenen Türen sprechen.
Überraschend ist deshalb auch nicht, dass der schillernde Kraftmeier auf dem Regierungssessel in dem vermuteten Vertrauensraum eines Vier-Augen- (genauer: Zwei-Ohren)-Gesprächs über Abwesende nur wenig schmeichelhaft sprach, europäische Regierungschefs befreundeter Nationen inklusive.
Mafia verlegt Geschäfte nach Deutschland
Überraschend ist eigentlich nur, mit welcher Arglosigkeit der nicht sehr kavaliereske Cavaliere sich in diesen Gesprächen der Illusion eines vermuteten Vertrauensraums hingab - hatte er doch vor kurzem noch geschworen, nie mehr ein Handy zu benutzen, um nicht mehr abgezapft werden zu können. Vielleicht kam der Schwur ja nur zu spät.
Klar ist jedenfalls, dass keiner und keine gern in der Zeitung lesen möchte, was er oder sie bei dieser oder jener Gelegenheit hinter verschlossenen Türen zum Besten gegeben hat. Oder zum Schlechtesten. Noch wird das Ganze in Rom und Berlin halbwegs dezent behandelt.
Dennoch wunderte es in Rom keinen, dass nicht nur die turbulenten Proteste gegen die neuen Sparmaßnahmen der Regierung die Schlagzeilen beherrschten, oder die Unterstützung Roms durch den deutschen Vizekanzler Philipp Rösler, sondern ein neuer „Blitz“-Vorstoß des Premiers, die höchst liberalen bis laxen Abhörgesetze kurzerhand und rasch zu kippen, mit denen Italien einzigartig in Europa da steht - weshalb die Mafia ihre Geschäfte inzwischen auch zunehmend in für sie sicherere und attraktivere Länder (wie Deutschland) verlegt.
"Das letzte Duell zwischen Giorgio und Silvio"
„Italien will das!“ begründete Silvio Berlusconi kurzum sein Ansinnen, den „illegalen Methoden“, zu denen das „Maulkorbgesetz“ die italienische Polizei ermächtigt, den Garaus zu machen. Im Sitz Giorgio Napolitanos auf dem Quirinal stieß der Vorstoß allerdings auf beherzten Widerstand. Der Staatspräsident ließ sogleich wissen, dass er solch ein Vorhaben nie gutheißen könne.
Die oppositionelle Repubblica will deshalb schon „das letzte Duell zwischen Giorgio und Silvio“. Auch diese Analyse könnte allerdings eher wunschgesteuert sein und die Erwartung verfrüht. Gewiss kann man derzeit in Rom nur sagen, dass der charmante Silvio Berlusconi der deutschen Bundeskanzlerin bei ihrer nächsten oder übernächsten Begegnung nie mehr ein fröhliches „Kuckuck!“ hinterher rufen wird.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (15.09.2011)
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