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Ratschläge in US-Medien: Nur eine neue Deutsche Mark kann Europa retten
Ein hartlebiges Vorurteil will wissen, dass sich in den Vereinigten Staaten selbst die Gebildeten nicht für das Ausland interessieren. Wäre aber der Horizont der Weltmacht wirklich ausschließlich auf die 50 US-Staaten beschränkt, würden beispielsweise die Macher der „New York Times“ ihren Lesern kaum eine ausgesprochen differenzierte Auslandsberichterstattung gleich auf den ersten sechs Seiten jeder Ausgabe zumuten, bevor es zur Innenpolitik geht.
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Andere Qualitätszeitungen, von der „Washington Post“ bis zum „Wall Street Journal“, beleuchten Entwicklungen im „Rest der Welt“ kaum weniger ausführlich. Das Interesse vor allem der amerikanischen Eliten an Entwicklungen im „Rest der Welt“ ist also immens. Derzeit steht der taumelnde Euro weit oben auf der Agenda. Und oft ergänzen kühne Ratschläge die Nachrichten und Analysen.
Zum Beispiel dieser: „Aber an einem bestimmten Punkt müssen eine Nation und ein Volk tun, was notwendig ist, um die eigenen Interessen zu schützen, und das versuchen die Deutschen“, kommentierte die „Washington Post unter der spektakulären Überschrift „Europas Retter: Eine neue Deutsche Mark.“ Der Kommentator, nach angelsächsischer Methode namentlich nicht identifiziert, befindet, dass „lebensfähige Volkswirtschaften sich von der kollabierenden Euro-Währung abspalten müssen“. Unter Berufung auf Vorschläge des früheren BDI-Präsidenten Hans-Olaf Henkel empfiehlt das Blatt die Bildung einer neuen Währung rund um Länder wie Österreich, Finnland und die Niederlande mit Deutschland als Kraftzentrum.
„Teutonic phobia“, also die „Angst vor den Teutonen“, würde mutmaßlich verhindern, „dass die neue Währung Deutsche Mark genannt wird, aber jeder wüsste, dass es genau das ist“, fährt der Kommentar fort. Zwar würden die Franzosen „ausflippen bei der Aussicht, Berlin könne den Euro aufgeben, denn das würde bedeuten, dass sie mit all den Verlierer-Volkswirtschaften des Südens hängen bleiben würden“.
Hans-Werner SinnPräsident des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo):
Ich hoffe, dass die beiden geplanten Gipfel platzen.
Was dort beraten werden soll, ist doch nur, wie das deutsche Portemonnaie weiter geöffnet werden kann, um die Finanzanleger zu beruhigen und den Schuldenstaaten eine Fortsetzung der Verschuldung zu ermöglichen.
Wir werden ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.
Die Politik sollte aufhören, dem vielen in Griechenland verdorbenen Geld immer mehr neues Geld hinterher zu werfen.
Griechenland ist seit 2008 pleite, denn seitdem finanziert sich das Land mit der Druckerpresse und über Rettungsschirme.
Es wird Zeit, der Wahrheit ins Auge zu sehen.
Vorher müssen die Euro-Regierungen ihre Banken aber durch Aufkauf neuer Aktien rekapitalisieren, damit sie die Abschreibungsverluste auf griechische und evtl. portugiesische Papiere leichter wegstecken können. Das sollte das Thema auf den beiden Gipfeln sein.
Barry EichengreenUniversity of California at Berkeley:
Die große Gefahr ist, dass die Märkte enttäuscht werden. Jeder wartet jetzt darauf, dass die Politik die Banken rekapitalisiert und schusssicher macht und dass die EFSF genügend Geld hat, um auch Italien und Spanien zu schützen.
Die Situation ist inzwischen sehr gefährlich und die Politik hat kaum noch Gestaltungsspielraum.
Die Euro-Zone ist gelähmt, weil die Regierungen uneins über die weitere Strategie sind.
Die Euro-Länder benehmen sich wie eine zerüttete Familie, die sich ständig streitet.
Europa braucht offenbar erst eine so kritische Situation wie 2008, als die Pleite von Lehman Brothers bevorstand, bis die Politiker sich zusammenraufen und tun, was getan werden muss.
Die Lage ist nicht rosig. Die europäische Politik ist sich einig was nötig ist: eine Bankenrekapitalisierung, ein Schutzwall um Spanien und Italien und ein Schuldenschnitt für Griechenland.
Aber die Regierungen sind sich nicht einig, wie sie vorgehen sollen. Das ist in der jetzigen Situation gefährlich.
Ich erwarte nicht, dass Europas Politiker uns nach den Gipfeln die Superwaffe für die Schuldenkrise präsentieren werden.
Ich rechne mit vielen allgemeinen Ankündigungen und noch mehr Krisentreffen, um bis zum Gipfel der G-20 am ersten Novemberwochenende eine Lösung zu präsentieren.
Simeon DyankovFinanzminister und stellvertretender Premierminister (Regierungschef) von Bulgarien:
Die beiden Gipfel müssen weitreichende Entscheidung. Wenn die Euro-Zone bis Mittwoch keine substantielle Entscheidung vorlegen kann, wird sich die Situation für Griechenland verschärfen; dann wird das Land einen Schuldenschnitt von 80 oder 90 Prozent brauchen.
Markus BrunnermeierProfessor an der Universität Princeton:
Es ist richtig, dass die Politik die Erwartungen gedrückt hat. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Märkte rapide an Vertrauen verlieren und die Situation sich stark verschlimmert, wenn der große Wurf jetzt ausbleibt.
Die Politik muss den Märkten eine langfristige Perspektive geben; anders werden die Probleme nicht gelöst. Wenn die Banken stabilisiert sind, stabilisiert sich das ganze System.
Die Politik muss den Tatsachen ins Auge sehen, ehrlich sein und sagen, dass Griechenland einen Schuldenschnitt braucht und bekommt; 50% wären nötig.
Alberto AlesinaProfessor für Politische Ökonomie in Harvarditalienischer Staatsbürger, Fiskalexperte:
Es wird immer klarer, dass diese Krise nicht auf der europäischen Ebene gelöst werden muss, sondern in den betroffenen Ländern.
Von den Euro-Partnern kann Hilfe kommen, aber letzten Endes müssen die betroffenen Regierungen die nötigen Haushalts- und Strukturreformen anpacken und damit die Märkte überzeugen.
Selbst wenn sich die Regierungen der Euro-Zone darauf einigen, die Wirkung des EFSF zu erhöhen, würde das zwar die Märkte für eine Weile beruhigen.
Aber wenn Griechenland, Italien und Spanien ihre Haushalte und ihre Wirtschaft nicht in die richtige Richtung reformieren, werden die Märkte bald wieder nervös werden.
Die europäischen Lösungen können den betroffenen Ländern immer nur Atempausen geben, die Märkte können nur überzeugt werden, indem die nationalen Regierungen ihre Volkswirtschaften wachstumsfähiger machen.
Gustav HornDirektor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung:
Ich habe meine Erwartungen an den Gipfel deutlich heruntergefahren. Es wird nicht viel Zählbares herauskommen, die Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich sind zu groß.
Die politische Uneinigkeit wird zu erheblichen Marktturbulenzen führen, die Investoren könnten in den kommenden Tagen panisch reagieren.
Eine weitere finanzielle Aufstockung des Rettungsfonds über einen Hebel macht keinen Sinn. Die Debatte geht am Kern des Problems völlig vorbei.
Keine Währung der Welt überlebt, wenn die Zentralbank nicht hinter ihr steht.
Deshalb gibt es nur eine Lösung für die Krise: Die EZB muss glaubwürdig erklären, dass sie im Notball unbegrenzt Staatsanleihen aufkaufen wird. Nur dann ist der Fond glaubwürdig genug, die Märkte zu beruhigen.
Clemens FuestFinanzwissenschaftler Oxford:
Der Gipfel wird nicht den großen Durchbruch bringen. Allerdings kann er das auch nicht, es gibt nicht das eine Patentrezept gegen die Krise.
Die Politik dürfte die Sparauflagen für die Krisenstaaten abermals verschärfen und die Pläne für eine Hebelung des Versicherungsmodells konkretisieren. Eine Klärung der Griechenland-Krise erwarte ich dagegen nicht.
Die Panik auf den Finanzmärkten wird weitergehen, die Anleger werden sich weiter um Italien und Spanien sorgen. Direkt nach dem Gipfel erwarte ich aber keine neuen Turbulenzen an den Börsen.
Es muss endlich ein klarer Fahrplan her, wann und wie die Hilfen für die Euro-Krisenstaaten abgebaut werden sollen.
Außerdem muss Griechenland umgeschuldet werden, vielleicht auch Portugal.
Darüber hinaus muss die Politik schleunigst einen Plan für die Bankenrekapitalisierung vorlegen.
Thomas MayerChefvolkswirt Deutsche Bank:
Ich habe meine Erwartungen an den Gipfel heruntergeschraubt, der große Durchbruch wird nicht kommen.
Krisenmanagement allein reicht nicht, es muss auch Anpassungen in den Peripherie-Staaten geben. Und die brauchen Zeit.
Die Entschuldung senkt das Wachstum in den Ländern, gleichzeitig nimmt die Konjunkturunsicherheit zu. Die Länder sind wie ein Flugzeug auf Tiefflug, das ständig zu crashen droht.
Die Politik will mit einer Teilkasko-Versicherung wieder mehr Anleger zum Kauf von Staatsanleihen bewegen. Die Versicherungslösung könnte allerdings die Kapitalprobleme italienischer Banken verschärfen.
Wenn der Wert der alten Staatsanleihen ohne Versicherung sinkt, bekommen italienische Banken im Repomarkt der Banken untereinander wegen höherer Abschläge dafür weniger frisches Geld.
Da die Banken hohe Bestände an Altbonds halten, droht ihnen dadurch eine Finanzierungslücke.
Holger SchmiedingChefvolkswirt Berenberg Bank:
Bekommt die Politik die Euro-Krise nicht in den Griff, droht der Eurozone eine Lehman-Krise hoch Zehn.
Bekommt die Politik die Krise erst im nächsten Frühjahr in den Griff, wird Deutschland im Winter wohl für kurze Zeit in eine Rezession rutschen.
Die Anleger sind verängstigt. Sie sehen Griechenland als Präzedenzfall für Italien. Deshalb ist die Ansteckungsgefahr, die von Griechenland auf die anderen Euro-Krisenstaaten ausgeht, immens.
Eine Umschuldung Griechenlands würde auch Deutschland in eine längere Rezession stürzen. Diese würde Deutschland 30 bis 50 Milliardeb Euro kosten.
Carsten Patrick-MeierKiel Economics:
Der Konvergenzprozess ist in Gang. Die Peripheriestaaten werden wettbewerbsstärker, während Deutschlands Stärke doch höhere Lohnabschlüsse leicht erodiert.
Man muss den Ländern einfach die Zeit geben, ihre Schwächen wettzumachen.
Griechenland ist wie Polen. Wenn das Land die harten Reformen hinter sich gebracht hat, ist es durch aus im Stande jährlich um vier oder fünf Prozent zu wachsen.
Manfred NeumannGeldpolitik-Experte:
Mit den jetzigen Maßnahmen werden wir die Krise nicht lösen. Kapital aus Griechenland wandert ab, junge Griechen verlassen das Land.
Es gibt nur einen Ausweg: Griechenland muss umgeschuldet und raus der Währungsunion. Das Land muss aus der Währungsunion wie ein faules Stück aus einem Apfel herausgeschält werden.
Ich bin gegen eine Hebelung. Die Politik überschätzt ihr Potential. Außerdem bricht die ganze Konstruktion zusammen, sollte Frankreich sein Triple-AAA-Rating verlieren.
Besser wäre es, die Euro-Staaten vergeben Kredite zu seinem durchschnittlichen Zinssatz aller Euro-Staaten.
Wenn die Euro-Zone die Krisenländer noch weiter subventionieren will, könnte sie Zinsen zu Triple-AAA-Konditionen vergeben.
Das würde jährlich acht bis elf Milliarden Euro an zusätzlichen Zinskosten ausmachen. Auf Deutschland entfielen drei Milliarden Euro pro Jahr, rund ein Prozent des Haushalts.
Darüber könnte der Bundestag abstimmen. Das wäre auch wenigstens transparent
Doch die Gründung einer „Kraut-Mark“, wie die mögliche neue Währung mitunter despektierlich genannt werde, käme auch den in der Euro-Zone verbleibenden Ländern zugute, argumentiert die „Washington Post“ erneut unter Berufung auf Henkel. „Ein niedriger bewerteter Euro würde die Wettbewerbsfähigkeit der verbleibenden Länder verbessern und ihr Wachstum stimulieren.“

Das werde die „Exporte aus den nördlichen Ländern“, also rund um Deutschland und die neue Währung, beeinträchtigen, „aber dafür hätten sie eine geringere Inflation“. Unterm Strich, so die politisch ausgewogene „Washington Post“, gelte mithin: „Die Gründung einer neuen, auf der Mark basierenden Währungsunion unter der Beteiligung von Volkswirtschaften aus dem Norden, die eine strenge Finanzkontrolle aufrecht erhalten, könnte helfen, einiges zu retten, wenn der nächste wirtschaftliche Tsunami Europa trifft.“
Der Rat, Deutschland möge im Sinne seiner eigenen Interessen und zum Wohle des gesamten Europa aus dem Euro aussteigen, liegt weit entfernt von dem, was der US-Präsident fordert. Barack Obama und sein Finanzminister Timothy Geithner haben in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt mehr Bereitschaft von Kanzlerin Angela Merkel gefordert, Griechenland finanziell zu stützen und die Schuldenlöcher im Euro-Raum durch höhere Staatsausgaben zu stopfen.
New York Times fordert mehr Unterstützung für Griechenland
Ganz auf Obamas Linie liegt die „New York Times“ bei der Betrachtung der Euro-Krise. „Wacht Frau Merkel rechtzeitig auf?“, fragte das linksliberale Blatt am Samstag bangend. Der – ebenfalls anonyme – Kommentator zitierte Altkanzler Helmut Schmidt, der in eine Rede in Frankfurt eine pointierte Nachricht an seine Nachfolgerin gepackt habe, als er sagte: „Natürlich müssen die Starken den Schwachen helfen.“ So wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg von den USA unterstützt worden sei, dürfe Deutschland jetzt Europa nicht „ausnutzen“.
Die „New York Times“ fügt an: „Wir hoffen, Frau Merkel beherzigt seinen Rat.“ Doch bislang beteilige sich Deutschland nicht entschieden genug an einem Gesundungsplan für Griechenland und an Maßnahmen, um Spanien oder Italien gegen eine ähnliche Schuldenkrise zu wappnen, klagt das Blatt. Unter völliger Verkennung der Rolle des Bundesverfassungsgerichts und seiner Entscheidung vom September zur Griechenland-Hilfe heißt es weiter, Merkel habe sich „den Anti-Europa-Konservativen in ihrer Koalition gebeugt, indem sie zustimmte, dass alle weiteren deutschen Beiträge zu europäischen Hilfsmaßnahmen vorab dem Parlament vorgelegt werden“.
Zwischen zwei und drei Billionen Dollar (1,4 bis 2,1 Billionen Euro) seien allein notwendig, um Italien und Spanien vor dem Kollaps zu retten, so schätzt das Blatt aus der Finanzmetropole. Fänden die europäischen Regierungen nicht zu einem robusten Plan, wäre Deutschland am Ende „einer der größten Verlierer“.
Denn, so die „New York Times“, weiter: „Das erzählt Frau Merkel ihren Bürgern nicht: Ein Europa, das sich durch Sparmaßnahmen und Rezession auf eine Abwärtsspirale begibt, wird weniger deutsche Exportwaren kaufen. Eine ungeordnete griechische Zahlungsunfähigkeit und ein Niedergang Spaniens, Italiens und Frankreichs könnten den Euro bersten lassen und Deutschland einen viel weniger wettbewerbsfähigen Umtauschkurs bescheren, als es heute genießt. Der Schaden für die Europäische Union, die Deutschlands Reintegration nach dem Krieg erleichtert hat, wäre enorm.“
Die Auswirkungen eines Scheiterns der jungen Gemeinschaftswährung auf die Weltmärkte und Weltwirtschaft wird von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern in den USA gleichermaßen betont. Über den zielführenden Umgang mit der Krise sind die Beobachter allerdings ebenso uneins wie die Experten in Europa selbst.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (25.10.2011) W
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