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Staatsbesuch: Merkel will Kooperation mit Afrika "auf Augenhöhe"
Wenn eine tapfere deutsche Frau nach Afrika reist, dann trifft sie dort einen stolzen Massai. So ist das nicht nur im Kitschfernsehen, sondern auch bei Staatsbesuchen: Na ja, fast jedenfalls.
Denn die beiden hochgewachsene Krieger, die in traditioneller, also knapper Kluft am späten Abend im klimatisierten Foyer des Interconti-Hotel von Nairobi fröstelnd auf die deutsche Bundeskanzlerin warte, sind gar keine echten Massai, sondern Samburos, also Angehörige einer anderen kenianischen Ethnie, die sich aber als Massais verkleiden, weil die Touristen in Kenia eben Massais erwarten. Kroaten und Syrer machen in Berlin ja auch italienische Restaurants auf.
Keine Afrika-Stimmung bei Merkel
Einen Massai-Tanz haben die frierenden Samburos auch einstudiert, aber den verpasst die Kanzlerin, die eine andere als die vorgesehene Hoteltür nimmt und dann auf ihr Zimmer eilt. Merkel ist nicht in Afrika-Stimmung auf dieser Afrika-Reise.
Schon auf dem Hinflug wirkt sie nur bedingt bei der Sache. Kein Wunder: Während ihr Regierungsflieger den europäischen Luftraum verlässt, brennt in Europa die Luft: Krisensitzung in Brüssel. Muss Italien unter den Rettungsschirm? Reicht der dann noch?

Die nun diskutierte Verdoppelung des Rettungsschirmes – die Merkel ablehnt – würde ein Volumen von 1,4 Billionen Euro haben. Zum Vergleich: Auf 37 Milliarden Euro wird der jährliche Handel Deutschlands mit Afrika geschätzt – mit ganz Afrika, wohlgemerkt.
Es ist ein schlechter Zeitraum für eine Reise unter ferner liefen. Und das ist dieser Trip: Montag war die Kanzlerin in Kenia. Heute besucht sie Angola, Mittwoch Nigeria. Das hat schon alles seinen Sinn: Kenia ist eine wichtige Regionalmacht. Angola und Nigeria haben vor allem eines gemeinsam: Öl. Viel Öl.
Damit ist Geld zu verdienen. Und das sollen auch deutsche Unternehmen tun. So sieht es jedenfalls das neue „Afrika-Konzept“ der Bundesregierung vor, das vor einem Monat verabschiedet wurde und mit dieser Reise seinen ersten Anwendungsfall erlebt.
Geschäfte sind die beste Hilfe
Die drei FDP-Ministerien Außen, Entwicklung und Wirtschaft haben das Konzept erstellt. Es ist also FDP pur und so liest es sich auch: Weg vom alten Paternalismus, weg von roter Besserwisserei und grünem Helfersyndrom. Das neue Motto: Geschäfte sind die beste Hilfe.
Ein in dieser Unbedingtheit durchaus mutiger Ansatz. Aber tatsächlich: Merkel scheint sich das FDP-Konzept, das die Chancen und nicht die Probleme betont, zu Eigen zu machen. Vor dem Abflug hat die Kanzlerin per Videobotschaft gesagt, sie strebe eine Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ an.
Andererseits warnt Merkels persönlicher Afrikabeauftragter, der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Günter Nooke (CDU) in einem Interview mit dem „Focus“, er sehe auch eine Gefahr in der neuen optimistischen Haltung: „Erst haben wir fast nur von Krisen und Konflikten gesprochen, und jetzt redet man die Dinge schön.“
Die Lage in Afrika sei an den meisten Orten weiterhin schlicht „brutal“. Merkel schätzt Nooke. Auch auf dieser Afrikareise gilt also genau wie in Berlin: Wie ernst Merkel FDP-Projekte wirklich nimmt, ist mindestens offen.
Für einen Neuanfang der deutschen Afrikapolitik ist die Delegation nicht gerade hochrangig besetzt: Die Kanzlerin wird von keinem der drei Väter des neuen Afrika-Konzeptes persönlich begleitet: Außenminister Guido Westerwelle ist gerade bei der UN in New York mit der Leitung des Sicherheitsrates beschäftigt.
Knowhow deutscher Landwirte anpreisen
Wirtschaftsminister Philipp Rösler hat als neuer FDP-Chef in Berlin sowieso genug zu tun. Und Entwicklungsminister Dirk Niebel fehlt auch aus unerfindlichen Gründen. Dafür ist Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) dabei. Sie will das Knowhow deutscher Landwirte anpreisen – dringend benötigt wäre dies hier in Kenia, wo schon einmal 30 bis 50 Prozent einer Ernte bei Transport und Lagerung vergammeln.
Die Bayerin ist zum ersten Mal in ihrem Leben in Afrika. Röslers Stellvertreter, der neue Außenwirtschaftssekretär Jochen Homann, ist ebenfalls ein Novize auf dem schwarzen Kontinent. Und sogar Niebels Mann auf dieser Mission, Hans-Jürgen Beerfeltz, gibt zu: In Schwarzafrika war er noch nie.
Lufthansa ist hochrangig vertreten
Eigentlich sollte das Anfänger-Trio noch ergänzt werden durch Lars-Hendrik Röller, den neuen Chef-Wirtschaftsberater der Kanzlerin. Doch er fehlt überraschend in der Delegation: Kann er Berlin in der prekären Euro-Lage nicht verlassen?
Die Wirtschaftsdelegation, die Röller noch in Berlin zusammengestellt, kann man „klein, aber fein“ nennen. Bilfinger-Berger, der Roland-Koch-Baukonzern, schickt einen Vorstand, weil die Öl-Länder viel Infrastruktur bauen. Die Lufthansa ist hochrangig vertreten.
"Um sich verdient zu machen"
Sonst dominieren Inhaber-geführte Unternehmen, die sich schon lange in Afrika engagieren. „Um zu verdienen, aber auch, um sich verdient zu machen“, beschreibt einer aus der Delegation dieses Engagement. Beispielhaftes Engagement – und seltenes.
Die deutsche Wirtschaft hängt in Afrika hinter der Konkurrenz zurück, weil der Mittelstand die Unsicherheit der Investitionen fürchtet – Rechtssicherheit gibt es in keinem der besuchten Staaten. Freiheit von Korruption schon gar nicht.
Das alles will Merkel heute ansprechen. Beim Mittagessen mit Präsident Mwai Kibbaki. Beim Ministerpräsidenten Raila Odinga der dessen politischer Gegner ist. Beim Parlamentspräsidenten Kenneth Otiado Marende, der als eine Art Vermittler zwischen den beiden gilt. Merkel interessiert sich für Menschen und liebt den Austausch mit Staatsmännern aus der ganzen Welt. Heute dürfte sie jedoch mit den Gedanken öfter einmal in Europa sein.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (12.07.2011) W
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