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Tödliches Syndrom: Hamburger Mediziner setzen neue HUS-Therapie ein
Im Kampf gegen das lebensgefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) setzen Mediziner in Hamburg auf eine neue Behandlung. Sechs EHEC-Infizierte mit Komplikationen bekämen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) derzeit einen speziellen Antikörper, sagte Prof. Rolf Stahl am Samstag.
„Seit Freitagabend setzen wir bei schwerstkranken Patientinnen und Patienten mit Störungen des zentralen Nervensystems ein neues Medikament ein“, berichtete der Nierenspezialist. „Erst in einigen Wochen werden wir wissen, wie erfolgreich diese Therapie sein wird.“
Gegen das Nierenversagen
Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der neurologische Veränderungen und Nierenschäden verbessern soll. Die Mediziner hoffen, dass Eculizumab gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirkt. UKE-Mediziner hatten das Medikament bereits vor einigen Monaten bei einem atypischen HUS-Fall eingesetzt, der nicht durch EHEC-Erreger hervorgerufen wurde.
Wofür steht die Abkürzung EHEC?
EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien. Das ist eine besondere Form von Escherichia coli-Bakterien, von denen es viele harmlose Vertretet gibt, aber eben auch solche, die Krankheiten verursachen können. EHEC kommen normalerweise im Verdauungstrakt von Wiederkäuern wie Rindern vor. Die Tiere erkranken selbst nicht, scheiden die Bakterien aber mit dem Kot aus. Menschen können sich über direkten Kontakt oder indirekt über verunreinigte Lebensmittel anstecken.
Handelt es sich bei dem Verursacher der aktuellen EHEC-Fälle um einen neuen Erreger?
Nein. Das Münsteraner Hygiene-Institut hat den inzwischen Erreger identifiziert. Es handelt sich um HUSEC41, einem von 42 bekannten EHEC-Typen, die seit 1996 in Deutschland auftreten. HUSEC41 trat allerdings bislang kaum in Erscheinung. Jedenfalls gibt es bislang keinen dokumentierten Ausbruch dieses EHEC-Typs.
Ist der jetzt grassierende Erreger HUSEC41 gefährlicher als andere EHEC-Bakterien?
Das scheint so zu sein. Seit der Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 registriert das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) bundesweit jährlich zwischen 800 und 1200 EHEC-Erkrankungen. Doch die aktuellen Krankheitsverläufe sind offenbar aggressiver. Insbesondere ist HUSEC41 gegen die meisten Antibiotika resistent.
Ist der Einsatz von Antibiotika gegen EHEC überhaupt sinnvoll?
Der Einsatz von Antibiotika bei EHEC-Infektionen ist grundsätzlich problematisch. Es kann nämlich passieren, durch das Abtöten der Erreger verstärkt EHEC-Giftstoffe freigesetzt werden. So kann sich durch die Behandlung die Lage des Patienten sogar verschlimmern.
Gibt es einen Zusammenhang zu den sogenannten Krankenhauskeimen, an denen hierzulande jährlich bis zu 30.000 Menschen sterben?
Nein. Das sind andere, sehr viel aggressivere Bakterien. Was sie mit den EHEC-Erregern gemein haben ist lediglich ihre große Resistenz gegen Antibiotika.
Warum kann eine EHEC-Infektion tödlich verlaufen?
Die schwerste Komplikation bei einer EHEC-Infektion ist das hämolytisch-urämische Syndroms (HUS), welches zu akutem Nierenversagen führen kann. Bei dem jüngsten Ausbruch sind bereits mehr als 200 HUS-Fälle aufgetreten – mehr als sonst in einem ganzen Jahr.
Woran kann ich erkennen, dass ich an EHEC erkrankt bin?
Eine EHEC-Infektion kann sich zeigen als unblutiger, meist wässriger Durchfall. Begleitsymptome sind Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen, seltener Fieber. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten entwickelt sich als schwere Verlaufsform ein Durchfall mit krampfartigen Bauchschmerzen, blutigem Stuhl und teilweise Fieber. Die Infektion kann aber auch ohne Beschwerden verlaufen und somit unerkannt bleiben. Treten auch nur einzelner dieser Symptome auf, ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Auch alle Apotheken beraten.
Warum sind besonders Frauen von EHEC-Infektionen betroffen?
Die als Quelle für die EHEC-Infektionen kontaminiertes Gemüse identifiziert wurde, kann man annehmen, dass Frauen deshalb häufiger betroffen sind, weil sie sich bei der Reinigung und Zubereitung des Gemüse infizieren konnten. Und die machen Frauen immer noch häufiger als Männer.
Woher stammen die Keime?
Das EHEC-Bakterium befindet sich oftmals im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann beim direkten Kontakt mit Tieren aber auch beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel - zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch - übertragen werden. Die aktuellen EHEC-Fälle sollen von Gemüse herrühren, das aus Spanien importiert worden ist.
Wie kann man sich vor EHEC-Bakterien schützen?
Aktuell wird vor dem Verzehr von Blattsalaten, Salatgurken und rohen Tomaten gewarnt. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt, bei der Verarbeitung von Gemüse auf die Hygiene zu achten. Bretter, Messer und natürlich auch die eigenen Hände sollten gründlich gereinigt werden. Wer in diesen Tagen auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte Gemüse abgekocht essen. EHEC-Bakterien lassen sich durch Erhitzen abtöten.
Ist EHEC von Mensch zu Mensch übertragbar?
Nicht so leicht, wie etwa Grippeviren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden können. EHEC-Bakterien werden nur durch sogenannte Schmierinfektion übertragen. Konkret heißt das: Bakterien können beim Toilettenbesuch auf Hände übertragen werden. Werden diese nicht hinreichend gewaschen, können die Bakterien bei Kontakt mit Lebensmitteln schließlich beim Essen von anderen Menschen aufgenommen werden. Was also vor EHEC schützt ist gute Hygiene.
In der Berichterstattung ist auch von HUS die Rede. Was ist das?
HUS steht für hämolytisch-urämisches Syndrom, einen besonders schweren Verlauf der EHEC-Erkrankungen. Dabei kann es zu Nierenversagen und Blutarmut kommen. Das kann lebensbedrohlich sein.
Was muss ich tun, wenn ich betroffen bin?
Zunächst sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Außerdem sollen EHEC-Erkrankte viel trinken, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen. Hygiene ist ein Muss, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Mit dem Bakterium infizierte Patienten sollten auf keinen Fall Antibiotika nehmen. Diese könnten die Situation noch verschlimmern, erklärte ein Arzt des Berliner Krankenhauses Charité. Wenn die Bakterien durch das Antibiotikum in großem Umfang zerfallen, werden vermehrt Gifte aus den Bakterien freigesetzt.
Darf ich im Moment noch tiefgefrorenes Gemüse essen?
Ja. Das tiefgefrorene Gemüse, das sich im Tiefkühlfach oder im Supermarkt befindet wurde vor längerer Zeit geerntet und hat mit den aktuellen EHEC-Fällen nichts zu tun. Außerdem gelten bei der Produktion von Tiefkühlprodukten besondere Hygienestandards. Die namhaften Hersteller dieser Produkte können es sich gar nicht leisten, infizierte Lebensmittel in den Handel zu bringen.
Kann es sein, dass jemand das Gemüse absichtlich mit den EHEC-Erregern infiziert hat?
Im aktuellen Fall ist dies sehr unwahrscheinlich, auch wenn solche Verschwörungstheorien öffentlich geäußert worden sind. Doch theoretisch ist es natürlich denkbar, dass jemand auf diese Weise einen biologischen Anschlag ausübt. Zumindest ein Fall in den USA ist bekannt, wo ein Täter absichtlich ein Salatbuffet in einem Restaurant mit Darmbakterien verunreinigt hat und es deshalb zu entsprechenden Erkrankungen kam. Für einen terroristischen Anschlag eignen sich allerdings EHEC- und andere Darmbakterien kaum, dafür sind die Folgen eines solchen Anschlags doch vergleichsweise überschaubar.
Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris stellen im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ die erfolgreiche Behandlung von drei Kleinkindern im Alter von drei Jahren mit diesem Antikörper vor. Die Kinder waren im vergangenen Jahr nach EHEC-Infektionen an HUS erkrankt. Sie litten an Nierenversagen sowie an schweren Störungen des Nervensystems.
Deutlich verbesserter Zustand
Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Infusion, die im Abstand von sieben Tagen zwei- bis viermal wiederholt wurde, habe sich der Zustand der Kinder deutlich verbessert, berichten die Mediziner in der Fachzeitschrift. Auch sechs Monate danach ergaben demnach Tests, dass die Kinder keine Folgeschäden davongetragen haben. Es sei unwahrscheinlich, dass sich alle drei Kinder spontan von selbst erholt hätten.
Im „Hamburger Abendblatt“ berichtete einer der Studienautoren, Prof. Franz Schaefer von der Uniklinik Heidelberg, über die neue Behandlungsmethode: „Nachdem ein mehrmaliger Austausch von Blutplasma ohne Wirkung geblieben war, haben wir uns zu einem Behandlungsversuch mit Eculizumab entschlossen“, sagte er.
„Wir hoffen nun, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zugutekommen.“
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (28.05.2011) W
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