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Universitäten: Noch nie studierten so viele Menschen in Deutschland
Jürgen Hesselbach übt sich in einer neuen Rolle: als Stadionsprecher. „In den vergangenen Jahren haben wir die Erstsemesterbegrüßung in drei Räume per Video übertragen. Dieses Mal mieten wir das Eintracht-Stadion“, sagt der Präsident der Technischen Universität Braunschweig.
Am kommenden Montag werden 3000 neue Studenten erwartet. Selbst wenn sie Geschwister und Eltern mitbringen, dürfte noch genug Platz bleiben. 24.000 passen in das Oval.
Überall wird es ziemlich eng
Ganz anders an der Hochschule selbst. Dort wird es wie überall ziemlich eng. Noch nie haben so viele junge Menschen in Deutschland ein Studium aufgenommen. Mehr als 500.000. Das ist zurückzuführen auf zwei mittlerweile bekannte Fakten: die doppelten Abiturjahrgänge, die in Bayern und Niedersachsen die Schule verließen und nun an die Hochschule kommen, sowie das Ende der Wehrpflicht.
Entscheidend ist aber auch, dass die Neigung zu studieren seit mindestens einem Jahrzehnt kontinuierlich steigt. Selbst ohne die jetzt auftretenden Phänomene wäre der Jahrgang des Wintersemesters 2011 sicher der größte der Geschichte.
Die Herausforderung, vor der Studenten und Hochschulen stehen, kann ein Vergleich der Ersteinschreibungen mit denen aus dem Wintersemester 2010 illustrieren: Ludwig-Maximilians-Universität München 9506 (7935), Uni Regensburg 3900 (3400), Bamberg 2847 (2021), Göttingen 3851 (3523), Trier 3000 (2680), Leipzig 6300 (2927).
Studiengebühren haben keinen Effekt auf die Studierneigung
Der Osten profitiert vom Studenten-Ansturm, das zeigen die Zahlen. Es hat sich herumgesprochen, dass von Leipzig, Dresden, Rostock, Greifswald, Jena nicht nur schnelle Bahnverbindungen in den Westen existieren, sondern es sich im Osten gut leben und vor allem studieren lässt.
Selbst in Frankfurt/Oder, das nicht als Traumziel gelten dürfte, gab es für die 1300 Studienplätze mehr als 6000 Bewerbungen. An der Uni Magdeburg gibt es inzwischen mehr Ersteinschreibungen westdeutscher (55 Prozent) als ostdeutscher Studenten.
Wer mutmaßt, der Drang nach Osten habe mit dem Fehlen von Studiengebühren in diesen Bundesländern zu tun, irrt sich wohl. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) belegt, dass Studiengebühren keinen Effekt auf die Studierneigung haben.
Untersuchungen, unter anderem des Bundesbildungsministeriums, hatten belegt, dass es wegen der Gebühren auch nicht zu nennenswerten Wanderungsbewegungen zwischen den Ländern und Standorten kommt.
Ein Befund mit politischem Sprengstoff
Die Studie „War all die Aufregung umsonst?“ des politisch eher links zu verortenden WZB hat nicht nur belegt, dass die Gebühren keinen abhalten. Sie hat vielmehr festgestellt, dass sie ein Studium aus Sicht der Betroffenen wertvoller, wenn nicht sogar besser machen.
„Es zeigt sich, dass nach Einführung der Gebühren die Erträge für ein Studium in allen Bundesländern positiver eingeschätzt wurden“, heißt es in der Untersuchung. Und gerade Nicht-Akademikerkinder nehmen offenbar an, mit einem kostenpflichtigen Studium mehr für die eigene Zukunft zu tun, als mit einem kostenfreien.
Dieser Befund ist nicht ohne Sprengkraft, werden ja gerade im Namen der Kinder aus einfachen Verhältnissen die Gebühren infrage gestellt.
Studiengebühren sind politisch tot
Gleichwohl ist es keine Übertreibung, Studiengebühren als politisch tot zu bezeichnen. Nachdem das Bundesverfassungsgericht das Verbot 2005 gekippt hatte, wurden sie in sieben Ländern schnell, wahrscheinlich zu schnell eingeführt. Es war die Union, die das Thema vorantrieb.
Dass es die Christdemokraten überall unterließen, einen breiten politischen und gesellschaftlichen Konsens herzustellen, rächte sich. Im Verbund mit den Studenten entwickelten sich SPD, Grüne und Linke zu radikalen, auch durch Studienergebnisse nicht umzustimmende Gegner. Sobald sie an die Macht kamen, schafften sie sofort die Gebühren ab.
„Ich bin ein glühender Anhänger der Gebühren“, sagt Jürgen Hesselbach von der TU Braunschweig. Das karge Staatsgeld müsse vorn in der Bildungskette eingesetzt werden, wo die Bildungsrenditen erwiesenermaßen höher seien.
Planungsgrundlage ist unsicherer geworden
„Ich bin für kostenfreie Kita, aber gebührenpflichtiges Studium.“ In den Ländern, die zu einem freien Studium zurückkehrten – Hessen, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg – kommt zwar das Land für die ausgefallenen Einnahmen auf. Doch die Sache hat zwei Haken. In NRW sind die Gebühren gerade weggefallen, deshalb hat die TU Dortmund 6,9 Millionen Euro als Kompensation erhalten.
Allerdings hatte die Hochschule zuletzt 7,1 Millionen Euro durch Gebühren eingenommen. Und jetzt mit dem Plus von rund 800 Studenten gegenüber dem Wintersemester 2010 hätte sie noch mehr bekommen. Die Planungsgrundlage sei unsicherer geworden, klagt die Universitätsleitung.
„Konnten wir vorher mit einem festem Betrag pro Studierendem rechnen, hängt es jetzt davon ab, wie sich der vom Land festgesetzte Betrag von 243 Millionen Euro auf die Hochschulen in NRW aufteilt.“
Ein weiteres Problem betrifft die Art der Verwendung der Mittel. Mit Gebühren können zusätzliche Veranstaltungen, Materialien und vor allem Personal bezahlt werden. Fallen sie weg, müssen die Zusatzangebote oft gestrichen werden, weil für sie laut Gesetz kein Steuergeld aufgewendet werden darf. An der Universität Hildesheim etwa würde das bedeuten, dass 1000 studentische Hilfskräfte entlassen werden müssten.
"Ich nehme lieber das Geld der Eltern und Studenten"
„Ich nehme lieber das Geld der Eltern und Studenten als das des Staates, das ist sicherer“, sagt Hesselbach. Ob es die Gebühren in Niedersachsen noch lange geben wird? Der Präsident ist unsicher: „Es wird für Niedersachsen und Bayern schwieriger, sie zu halten.“ 2013 wird in beiden Ländern gewählt.
Nach einer Umfrage vom Mai hätten SPD und Grüne in Niedersachsen eine komfortable Mehrheit. Das würde wohl das Ende der Gebühren bedeuten.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat die Unis ermahnt, das Geld zur Verbesserung der Lehre auszugeben und nicht auf Halde zu legen. Nur zehn Prozent dürfen laut Kabinettsbeschluss noch zurückgehalten werden.
Seehofer hat schon angedeutet, dass andernfalls weniger als 500 Euro kassiert würden. Ohnehin ist ein Drittel aus sozialen Gründen in Bayern ganz von der Zahlung befreit. Nicht wenige Beobachter und CSU-Politiker gehen davon aus, dass Seehofer nach Wegen sucht, sich des Themas vor der Wahl elegant zu entledigen.
Mitarbeit: Arpad Danai
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (18.10.2011) W
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