Mehr Lohn, aber weniger Geld
Die Löhne steigen zwar, aber Abgaben und Geldentwertung sind schneller
2011 begann fröhlich in der Autoindustrie. Man hatte satt
verdient, nun ging es ans Verteilen. Die Beschäftigten wurden nicht
vergessen. Doch zum Jahresende ist klar: Sozialabgaben, Steuern und die
Geldentwertung stiegen schneller als die Löhne. Ein neues Fashion Mode Online Shop
Schon im Januar hatte der
schnauzbärtige Daimler-Chef Dieter Zetsche dem Betriebsrat eine
Charmeoffensive geliefert: "Der Erfolg unseres Unternehmens hängt vor
allem von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab, die den Anspruch
und das Können haben, jeden Tag Spitzenleistung zu bringen." Daimler: Boni für MitarbeiterSo
leitete Zetsche eine große Ausschüttung an seine Mitarbeiter ein. 125
Millionen Euro wurden im globalen Konzern ausgeschüttet. "Unsere
Sonderzahlung soll dieses herausragende Engagement honorieren - nicht
zuletzt für die Anstrengungen und Erfolge in der jüngsten
Vergangenheit", lobte Zetsche. Und obwohl auf viele Köpfe verteilt
wurde, blieb beim Einzelnen fühlbar was hängen: Daimler zahlte als
Erfolgsbeteiligung für 2010 jedem Tarifmitarbeiter 3.150 Euro.
Zusätzlich gab es noch knapp 500 Euro, damit auch die Mitarbeiter Freude
am 125. Jahrestag der Firmengründung verspürten.
Mehr Lohn, aber weniger GeldSolch ein Glück haben selbst
die, die "beim Daimler" schaffen, nicht jedes Jahr. Und wer nicht
Tarifmitarbeiter ist, sondern zu den bis zu acht Prozent Zeitarbeitern
oder befristet Beschäftigten gehört, hatte das Nachsehen. Aber immerhin
Arbeit.
Mehr Lohn, aber weniger Geld
Die wurde im Schnitt in
Deutschland dieses Jahr knapp 3,5 Prozent höher entlohnt. Die
tariflichen Lohnsteigerungen machten nur einen Teil davon aus. So
bekamen die tarifgebundenen Arbeitnehmer zum Beispiel der Metall- und
Elektroindustrie, immerhin 3,4 Millionen Menschen, zum 1. April 2011
eine Tariferhöhung in Höhe von 2,7 Prozent. Für die Mehrheit der
Beschäftigten war sie schon auf Februar vorgezogen worden. So stieg das
Durchschnittseinkommen eines Arbeitnehmers in der Metall- und
Elektroindustrie auf 44.240 Euro in diesem Jahr.
Einzelhandel: Drei Prozent mehr LohnErfolgsprämien,
Boni und andere übertarifliche Leistungen sorgten für ein Lohnwachstum
über den Tariflohn hinaus. Im Einzelhandel hat die Gewerkschaft ver.di
dieses Jahr drei Prozent mehr Lohn herausgeholt und für Mitte nächsten
Jahres weitere zwei Prozent Zuwachs vereinbart.
Um zu sehen, was vom Lohn übrig
bleibt, mit wie viel Geld Alltag und Urlaub gestaltet werden können,
steigen Ökonomen in die "VGR" ein - die "volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung". Dort werden auch Sozialversicherungsbeiträge und die
Lohnsteuer einschließlich der "kalten Progression" berücksichtigt. Also
der Umstand, dass bei steigendem Einkommen die Steuer mit höheren
Prozentsätzen zuschlägt. Stefan Mütze, Volkswirt bei der Helaba hat für
heute.de nachgerechnet:
Nettolöhne um zwei Prozent gestiegenDanach
sind die Nettolöhne 2011 um rund zwei Prozent gestiegen. "Das ist jetzt
nicht so übermäßig", stellte er trocken fest. Denn die Inflationsrate
wird dieses Jahr wohl 2,4 Prozent erreichen: Bei einem Anstieg der
Bruttolöhne von knapp 3,5 Prozent bleibt also real noch etwas übrig.
Nach Steuern, Sozialabgaben und Inflationsrate rutscht man ins Minus.
Natürlich gibt es Unterschiede:
In der Auto-, Stahl- und Elektroindustrie sah es dieses Jahr etwas
besser als im Durchschnitt aus, bei den Versicherungen und anderen
Dienstleistern etwas schlechter. Die Gewerkschaft IG Metall sagt, nicht
nur in der Metallindustrie, sondern auch in der Gesamtwirtschaft ziehe
die Leiharbeit den Durchschnitt nach unten. Das klingt plausibel, weil
ja etwa Daimler der IG Metall einen Kündigungsschutz für die
Beschäftigten in Deutschland bis 2016 zugesagt hat. Die Flexibilität des
Arbeitseinsatzes holt sich Daimler anderswo: Bei dem Anteil
Zeitarbeiter, der acht Prozent erreichen darf.
Zeitarbeit mit LohnzuwachsDie
Zeitarbeiter blieben aber auch nicht ohne Lohnzuwachs. In der
Entgeltgruppe eins etwa, mit der Tätigkeiten ohne oder nur mit kurzer
Anlernzeit entlohnt werden, wurden von Juli 2010 an 7,60 Euro je Stunde
gezahlt. Seit Mai dieses Jahres wurde der Satz zunächst auf 7,79 Euro
und von November an auf 7,89 Euro angehoben. Auch hier Steigerungen
von rund 3,5 Prozent, die für die gut 900.000 Zeitarbeiter nur vor
Steuern, Sozialabgaben und Inflationsrate einen Zugewinn bedeuteten.
Es dürfte bald besser werden,
meint Helaba-Volkswirt Mütze: 2014 etwa, wenn die demografischen
Engpässe schärfer zutage treten, eine anhaltende Nachfrage also auf ein
zu geringes Angebot an Arbeitskräften trifft: "Dann", so Mütze, "müssen
die Arbeitgeber schon mit anderen Lohnsteigerungen um die Ecke kommen."
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